Mittwoch, 13. Januar 2016

Constantine - Season 1 (2014)

Inhaltsangabe:
John Constantine ist Exorzist, Dämonologe und Meister der dunklen Künste - und genauso steht es auch auf seiner Visitenkarte. Seit seiner Kindheit hat er sein Leben der Erforschung des Übernatürlichen und Übersinnlichen gewidmet, wobei es ihm schon immer ein Anliegen war, die Unschuldigen vor den finsteren Mächten zu beschützen. Leider betrieb er dabei einen Personenkult, der seine Selbstgefälligkeit schürte und letztlich zu einer Fehlein- und Selbstüberschätzung führte: Bei einer Dämonenaustreibung verlor ein Mädchen ihre unsterbliche Seele - und in Konsequenz auch John. Er sieht der ewigen Verdammnis entgegen, wenn er seine Schuld bis zu seinem Tod nicht durch genügend Heldentaten tilgt kann. Zur Seite steht ihm hierbei Chas, der durch Magie nach seinem Tod immer wieder aufersteht, der Engel Manny, den nur John sehen kann und der seine helfende Hand über ihn hält, selbst aber nicht aktiv ins Geschehen eingreifen darf sowie ein Medium, welches John bei der Suche nach Menschen unterstützt, die seine besonderen Dienste benötigen.

Besprechung:
"Constantine" ist die Verfilmung der Comic-Reihe "Hellblazer", welche 25 Jahre lang erfolgreich John Constantines Kampf um die Erlösung seiner Seele schilderte und es auf stolze 300 Einzelhefte brachte. Die Grundidee ist faszinierend und liegt genau im Trend, denn Mystery-Horror und Comic-Verfilmungen sind im Fernsehen aktuell der Quotenrenner. Dennoch wurde "Constantine" nach nur einer Staffel mit 13 Episoden gecancelt und schließt sich damit dem Misserfolg der Kinoverfilmung gleichen Namens von 2005 - mit Keanu Reeves in der Hauptrolle - an. Was lief schief?

In der ersten Folge wird der weibliche Charakter Liv Aberdine eingeführt, welcher John mit Visionen bei seiner Arbeit unterstützt. Nach der ersten Folge entschieden sich die Produzenten jedoch dafür, die Figur zu streichen und mit Zed Martin, einem leicht apathischen Medium, zu ersetzen. Dies hat im Grunde die erste Folge ad absurdum geführt und viele Zuschauer irritiert. Eigentlich komisch, denn mit Zed wurde im Gegensatz zu Liv eine Figur eingeführt, die man auch aus den Comics kannte, was die Serie eigentlich aufwerten sollte. Dies hat sich dem Konsumenten, der das gedruckte Produkt nicht kennt, jedoch nicht erschlossen, während Fans des Comics von der Darstellung der Zed nicht sonderlich angetan waren, wodurch die Umbesetzung prinzipiell niemandem weiterhalf. Ich persönlich fand beide Rollen stimmig, war aber auch von der Richtungsänderung der Serie verwundert. Diese Überlegung hätten sich die Showrunner eben im Vorfeld machen sollen, denn eine Serie gleich nach der ersten Folge komplett umzubauen, kommt selten gut an.

Zumindest mit der restlichen Besetzung waren alle zufrieden, wobei besonders Matt Ryan in der Titelrolle überzeugte und sich auch die Darstellung der Hauptfigur im weiteren Verlauf der Serie immer weiter an den Comic annäherte, was für einen Network-Sender recht erstaunlich war, denn die Figur des Constantine ist alles andere als politisch korrekt. An der Inszenierung gibt es ebenfalls nichts auszusetzen, ganz im Gegenteil kann man wohl davon ausgehen, dass die Produktionskosten ziemlich hoch waren, was sicherlich die Entscheidung bekräftigte, von einer zweiten Staffel abzusehen.

Auf den Punkt gebracht war das Problem, dass die Serie zu unentschlossen daherkam und sich einen Luxus gönnen wollte, den sich besonders im regulären Fernsehen heute niemand mehr gönnen darf: Die erste Staffel zu nutzen, um allmählich den richtigen Rhythmus zu finden. Außerhalb des Network-Systems, also im Kabelfernsehen, Pay-TV oder bei Produktionen von Streaming-Portalen wie Netflix und Amazon, kann man sich das experimentieren leisten, denn hier werden Staffeln meist auf einen Schlag produziert und oft auch in einem Rutsch veröffentlicht, sodass eine Staffel als Einheit betrachtet und bewertet werden kann - sowohl von den Zuschauern, als auch von Kritikern und Entscheidungsträgern. Zu sehr folgten die ersten Episoden der Serie dem Schema des "Monsters der Woche" und erst allmählich zeigte sich die durchgängige Geschichte im Hintergrund des Geschehens. Network-Serien müssen heutzutage "spot on" sein, also gleich von Anfang an genau ins Schwarze treffen, denn hier fällt schon mal schnell das Beil, beruhend auf den aktuell vorliegenden Episoden und deren Quote. Als die Serie mit der letzten Folge ihre Richtung gefunden und somit neugierig auf mehr gemacht hat, war es bereits zu spät - es gab nicht mehr genügend Zuschauer und der Sender hat sein Vertrauen in die Show verloren. Dies ist schade, denn auch wenn ich die Gründe nachvollziehen kann, hat die Serie großes Potential aufgewiesen und wäre möglicherweise auf einem anderen Sender zum Kulthit avanciert - insbesondere auf einem Sender, bei dem sich der Held im Comic verhalten darf, ohne Zensuren zu befürchten.

Für Fans der Serie gab es immerhin noch einen kurzen Gastauftritt der Hauptfigur bei einer anderen DC-Serie: John Constantine durfte Oliver Queen, dem Green Arrow, für eine Folge unterstützend zur Seite stehen. Leider wurde damit nur die Storyline von "Arrow" vorangetrieben, eine Fortführung oder gar ein Abschluss der Handlung von "Constantine" sucht man hier allerdings vergeblich. Immerhin endete "Constantine" nicht in einem solch übermächtigen Cliffhanger, dass es den Genuss der Serie trübt. Man hätte gern mehr gesehen, kann aber mit dem Abschluss, so wie er ist, auch gut leben.

Die Serie machte genug Spaß, um sie bis zum Ende der Staffel zu schauen, unterhielt insgesamt leicht überdurchschnittlich und wäre möglicherweise mit der zweiten Staffel richtig durchgestartet.

Bewertung: 6/10


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen